Kommentar im Hamburger Abendblatt
Artikel im Hamburger Abendblatt
Hamburg. Der Stadtteilclub aus Ottensen begräbt seinen Traum vom Profifußball. Es ist das Ende eines Großprojekts mit Ansage. Eine Analyse.
„Nach Golde drängt, am Golde hängt, doch alles. Ach wir Armen!“ Deutschlands Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe beschrieb in meisterhaften Versen ein existenzielles Dilemma der Menschheit. Auch der FC Teutonia 05 kann nach seinem angekündigten Rückzug aus der Regionalliga Nord ein Lied davon singen.
Zwischen fünf und zehn Millionen Euro steckten die Geldgeber Teutonias seit dem Aufstieg in die Viertklassigkeit im Sommer 2020 schätzungsweise in das Projekt Drittliga-Aufstieg. Der gewünschte Erfolg blieb aus. Teutonia stürzt aus der Regionalliga Nord – vom Ex-Vorsitzenden Liborio Mazzagatti als „Geldverbrennungsmaschine“ bezeichnet – wieder ins Hamburger Amateurlager ab.
FC Teutonia 05: Sponsoren- und Stadiondilemma
Dafür gibt es mehrere Gründe. Die offensichtlichen und die verdeckten. Klar ist: Steffen Thate hielt seit dieser Saison als einziger Geldgeber in relevanter Größenordnung die Fahne hoch. Das wird den Gründer des Schifffahrtsunternehmens TB Marine sicherlich ebenso frustriert haben wie die notorisch fehlende Perspektive eines drittligatauglichen Stadions in der selbst ernannten Sportstadt Hamburg.
Der aktuelle Knall hat aber andere Gründe. Über viele Jahre lag das Risiko einer Pleite des Regionalliga-Teams nach Abendblatt-Informationen auch beim Gesamtverein. Der im Mai 2024 neu gewählte Teutonia-Präsident Siegmar Kuntze wollte diesen Umstand mit seinem Vorstandsteam ändern. Die finanziellen Risiken sollten in eine neu zu gründende GmbH ausgelagert werden.
Teutonia-Streit um GmbH eskalierte
Die GmbH wurde zwar im Sommer 2024 mit Zustimmung aller Beteiligten gegründet. Doch zu einem vertraglichen Abschluss über die Rechte und Pflichten kam es nicht. Thate und seine im Verein verbliebenen Mitstreiter wie Mazzagatti wünschten sich in den Verhandlungen mehr Zugeständnisse des Gesamtvereins. Kuntze wiederum nahm als Vorsitzender den geringen Rückhalt wahr, den das Projekt Profifußball im Gesamtverein des FC Teutonia 05 mit seinen 1000 Mitgliedern besaß.
Somit kam es, wie es kommen musste: kein Vertragsabschluss, ergo kein Lizenzantrag für die Regionalliga Nord. „Die Finanzierung einer Mannschaft durch die Sponsoren in der Regionalliga ohne eine Perspektive für die 3. Liga ist nicht sichergestellt“, heißt es dazu in einer vom Vorstand Teutonias zusätzlich verschickten Pressemitteilung.
Geld führt nicht automatisch zum Erfolg
Diese Sichtweise ist durchaus nachvollziehbar. Der Gesamtvorstand ist verantwortlich für das Wohlergehen aller seiner Mitglieder. Nicht nur für das Regionalligateam.
