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Dienstag, 08.04.2025 09:32 Uhr | Siegmar Kuntze

Planung Oberligasaison 25/26

Abendblatt-Artikel vom 07.04.

Stadtteil Ottensen soll für den Club begeistert werden. Neuer Sportchef Hartmann will Trainer in spätestens zwei Wochen verkünden.

Die Abschiedstour des FC Teutonia 05 nach Bekanntgabe des Rückzugs aus der Regionalliga Nord läuft in vollen Zügen. Das Heimspiel gegen den VfB Lübeck verloren die Teutonen mit 0:5. Sieben Auftritte noch – und die fünfjährige Ära der Viertklassigkeit ist beendet. Einigkeit über die Gründe dafür wird sich unter den Beteiligten nicht mehr einstellen.

Der frühere Präsident und sportliche Leiter Liborio Mazzagatti (51) hatte seinen Nachfolger als Vorsitzenden Siegmar Kuntze (63) auf transfermarkt.de angegriffen. Der neue Vorstand habe keine Wertschätzung und Dankbarkeit gegenüber der Ligamannschaft und deren Verantwortlichen sowie Sponsoren gezeigt – und zudem zu hohe Forderungen bezüglich der Vergabe von Rechten vom Verein an die GmbH gestellt, in die die Ligamannschaft ausgegliedert werden sollte. So Mazzagatti in seiner Funktion als Geschäftsführer Sport.

Teutonia-Chef widerspricht Geschäftsführer

Kuntze wiederum konterte jetzt auf Abendblatt-Nachfrage: „Letztlich hat das Team um Liborio Mazzagatti entschieden, das alte Projekt zu stoppen. Leider wurde danach auch Stimmung gegen den Vorstand gemacht und mir als Vorsitzendem die Schuld zugeschoben. Das ist zwar ungerecht, aber das muss ich jetzt eben aushalten.“

Kuntze hält seine Forderungen in den GmbH-Gesprächen im Sinne des Gesamtvereins nach wie vor für berechtigt. Aus seiner Sicht trifft ihn keine Schuld am bevorstehenden Rückzug von Steffen Thate als Großsponsor und entscheidendem Mann für die Finanzierbarkeit des Regionalliga-Kaders.

Neue Vorbilder des FC Teutonia 05

Doch mit der Vergangenheit will sich Kuntze nicht mehr allzu lange aufhalten. Vor wenigen Tagen gab der FC Teutonia 05 schließlich bekannt, für die Oberliga Hamburg zu melden. Die Rahmendaten: Rückkehr in die alte Heimat auf den Kunstrasen an der Kreuzkirche, mittlerer fünfstelliger Etat, Ziel Klassenerhalt. Für Teutonia beginnt damit nun eine neue Zeitrechnung, die den Club sozusagen zurück in die Vergangenheit führt. Die Träume vom Profifußballclub sind passé, die Vorbilder nun gänzlich andere.

„Wir wollen Spieler anlocken, die nicht wegen des Geldes kommen. Sondern, weil sie Bock haben, bei Teutonia zu spielen. Unsere Vorbilder sind Vereine wie der HEBC oder der FC Alsterbrüder. Dieses Konzept ist alternativlos“, sagt Kuntze.

Künftig wird nur noch kleines Geld gezahlt

Für die Realisierung des finanziellen Teils ist dabei Kuntze selbst zuständig. Er kümmert sich um die Sponsorensuche, damit der mittlere fünfstellige Etat gestemmt werden kann. Erste Erfolge gibt es schon. „Die Vereinssponsoren Wellenstein und Mercado werden uns erhalten bleiben“, sagt Kuntze.

Sportlich stehe zudem allen Spielern des aktuellen Kaders die Tür offen. Ebenso selbstverständlich wie erfahrenen Oberliga-Spielern. Doch Kuntze weiß selbst, dass die Hoffnung auf solche Spieler in dieser Gemengelage nach einem Regionalliga-Rückzug bei einem Verdienst, der 250 Euro pro Monat nicht übersteigen dürfte, optimistisch ist.

Sportchef langjähriges Teutonia-Mitglied

Über dieses Wissen verfügt auch der neue sportliche Leiter Marc Hartmann (38). Er ist Teutone durch und durch. Seine ganze Familie war in unterschiedlichen Funktionen im Verein tätig, seine beiden Brüder Sven (56) und Marcel (30, heute organisatorischer Leiter im Nachwuchsleistungszentrum des Zweitligisten Jahn Regensburg) spielten selbst beim FC Teutonia 05.

Hartmann kickt sogar bis heute bei den Teutonen. Wenn es seine Zeit erlaubt, tritt er bei der Ü 40 als zentraler Mittelfeldspieler gegen den Ball. Er wurde von einem Freund seines Vaters beim FC Teutonia 05 angemeldet, als er noch gar nicht geboren war. „Ich hatte also gar keine Wahl“, sagt Hartmann lachend.

„Positive Rückmeldungen vom Jugendleiter“

Das alte Projekt Profifußball beim FC Teutonia 05 will Hartmann nicht bewerten. Aber sein Bild des FC Teutonia 05 ist ein anderes als das von Mazzagatti und Thate. „Ich habe sowohl von unserem Jugendleiter als auch von mehreren unserer Jugendtrainer positive Rückmeldungen zur neuen Ausrichtung unseres Vereins bekommen“, sagt Hartmann.

„Es ist Vorfreude da auf die Rückkehr in die alte Heimat Kreuzkirche und auf Oberligafußball. Und ich bin überzeugt, wir werden die Zuschauer in unserem Stadtteil Ottensen als echter Stadtteilclub mit unserem neuen Konzept wieder für unseren FC Teutonia 05 begeistern.“

Teutonia vor Trainer-Verpflichtung

Auf 150 bis 200 Fans pro Oberliga-Spiel hofft Hartmann, der unterstützt von einem Team aus Mitstreitern jetzt schon an der neuen Mannschaft bastelt. Mit einigen Trainerkandidaten hat er bereits gesprochen. Das gesuchte Profil ist eindeutig: Der neue Coach soll Lust haben, mit jungen Spielern zu arbeiten und Erfahrungen als Trainer in der Oberliga Hamburg vorweisen können. „In der nächsten oder übernächsten Woche möchten wir gerne den neuen Trainer verkünden“, sagt Hartmann.

Die Spielersuche läuft parallel. Der Kader von circa 24 Akteuren soll ein bunter Mix werden. „Wir schauen sowohl in unserer A-Jugend als auch in unserer zweiten Mannschaft nach geeigneten Spielern. Wir aktivieren aber auch unser Netzwerk, um die Spieler anzusprechen, die schon einmal beim FC Teutonia 05 gespielt haben und sich mit unserem Verein verbunden fühlen.“

Wann spielt Teutonia?

Die bei einigen der 1000 Vereinsmitglieder durchaus verbreitete Sorge, den FC Teutonia 05 könnte in der nächsten Saison das Schicksal des SV Lurup in der Oberliga-Saison 2015/16 ereilen (kein Sieg, ein Remis, 33 Niederlagen, 13:252 Tore) nimmt Hartmann ernst. Doch so soll es nicht kommen. „Wir werden einen konkurrenzfähigen Oberliga-Kader zusammenstellen, der den Klassenerhalt schaffen soll“, sagt er.

Offen ist auch noch ein Herzensthema des Vereins, das mit vielen nostalgischen Erinnerungen verbunden ist. Kehrt der FC Teutonia 05 zu seiner Anstoßzeit am Sonntagmorgen um 10.45 Uhr zurück? Manche Aufholjagden auf dem heimischen Fußballfeld, eingeläutet durch das 12-Uhr-Läuten an der Kreuzkirche, haben im Verein gerade unter älteren Fans Kultstatus.

Teutonia: Wird Anstoßzeit zum Problem für junge Spieler?

Andererseits steht infrage, ob junge Spieler sich für diese Anstoßzeit, die die Planung des Sonnabendabends empfindlich einschränkt, begeistern können. „Wir haben das noch nicht abschließend besprochen. Aber auch hier wird bald eine Entscheidung fallen“, sagt Hartmann.

Zwar spielt der FC Teutonia 05 noch in der Regionalliga Nord. Doch der neue Weg des Stadtteilclubs aus Ottensen, er hat schon begonnen.